Teamresilienz: Psychologische Sicherheit als wichtigsten Erfolgsfaktor von Teams fördern

Psychologische Sicherheit gilt als Erfolgsfaktor Nr. 1 für Teams. Wer sein Team stärken und die Teamresilienz fördern will, sollte deshalb vor allem für Psychologische Sicherheit sorgen. Je wissensbasierter Teams arbeiten und je unsicherer die Rahmenbedingungen in der VUCA-Welt sind, desto wichtiger ist der Faktor Psychologische Sicherheit für die Teamresilienz und den Teamerfolg.

Warum ist Psychologische Sicherheit der wichtigste Erfolgsfaktor für Teams?

Pionierin der Forschung zur Psychologischer Sicherheit ist die Harvard-Professorin Amy Edmondson, die bereits seit den 1990er Jahren zum Teamerfolg forscht und den Begriff Psychologische Sicherheit geprägt hat. Ihre Studien belegen eindeutig, wie wichtig die Psychologische Sicherheit für eine gute Zusammenarbeit und hohe Leistung von Teams ist. Sie konnte zeigen, dass Psychologische Sicherheit die Zusammenarbeit stärkt und Kreativität, Entwicklung, Lernen und Innovation ermöglicht.

Wie stark die Psychologische Sicherheit die Teamleistung beeinflusst, zeigt auch eine fünfjährige Studie bei Google über die wichtigsten Erfolgsfaktoren von Teams. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie man die besten Teams bildet. Die Studienleiterin Julia Rozovsky vom Project Aristotlie (Aristoteles Projekt) bestätigte, dass sie und ihr Team selbst überrascht waren, dass Psychologische Sicherheit der mit Abstand wichtigste Schlüsselfaktor für besonders erfolgreiche Teams ist. „Je sicherer sich die Teammitglieder untereinander fühlen, desto eher sind sie bereit Fehler zuzugeben, Partnerschaften einzugehen und neue Aufgaben zu übernehmen. Und das wirkt sich auf so ziemlich jede wichtige Dimension der Zusammenarbeit aus“ so Rozovsky.

Wie ist der Begriff Psychologische Sicherheit definiert?

 „Psychologische Sicherheit wird allgemein als eine Arbeitsatmosphäre bezeichnet, in der sich Menschen ausdrücken und sie selbst sein können. Spezifischer kann man sagen, dass Mitarbeiter, die am Arbeitsplatz psychologische Sicherheit erfahren, sich ermutigt fühlen, Bedenken und Fehler zu äußern, ohne Angst vor Beschämung und Strafe. Sie vertrauen darauf, dass sie sich äußern können, ohne gedemütigt, ignoriert oder beschuldigt zu werden“ so Amy Edmondson[1]

Was sind die Merkmale psychologischer Sicherheit in Teams?

In Teams, mit einem hohen Maß an psychologischer Sicherheit

• können die Teammitglieder das Gefühl von Vertrauen, Wertschätzung und Respekt erfahren,
• ohne Angst vor Ablehnung, Beschämung oder Sanktionen offen ihre Meinung sagen,
• auf Missstände hinweisen, Probleme und unangenehme Wahrheiten ansprechen,
• Fehler zur Sprache bringen und eigene Fehler offenlegen,
• Bedenken bei Entscheidungen offen äußern,
• immer Fragen stellen und um Hilfe bitten,
• auf Pseudoharmonie und übertriebenes Konsensstreben verzichten.

Welche konkreten Vorteile bringt Psychologische Sicherheit für Teams?

• Vertrauen und zwischenmenschliche Sicherheit reduzieren Stress. Weniger Stress ermöglicht wiederum mehr Kreativität.
• Entscheidungen werden aus verschiedenen Blickwinkel beleuchtet. Dadurch steigt die Qualität der Entscheidungen. Fehlentscheidungen aufgrund von Gruppendenkeffekte (Group-Thinking-Effekte) werden vermieden.
• In Teams mit hoher psychologischer Sicherheit wird Wissen geteilt. Durch gemeinsame Diskussionen entstehen dadurch neue Ideen und kreative Lösungen.
• Fehler und Schwächen werden als Lernprobleme betrachtet. Im Team wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. So entstehen erfolgreiche Prozessveränderungen.
• Der offene Austausch und die Diskussion ermöglichen Erkenntnisse und kontinuierliches Lernen.
• Es herrscht Risikobereitschaft, die Bereitschaft, etwas zu wagen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Dies wiederum ist die Basis für Innovation.
• Das Arbeiten in einer Atmosphäre Psychologischer Sicherheit schafft die Bereitschaft zu echtem Engagement der Teammitglieder.

Was verhindert Psychologische Sicherheit?

Menschen wollen in sozialen Situationen, einen guten Eindruck machen. Wenn sie sich unsicher fühlen, werden sie ihre Meinung nicht offen äußern. Ohne Psychologische Sicherheit herrscht daher eine Haltung, die von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt ist. Mitarbeitenden wollen lieber nicht auffallen, nichts Unfertiges sagen, Chefs nicht verärgern, lieber schweigen und Bedenken zurückhalten.

Psychologische Sicherheit fehlt typischerweise,

• wenn Hierarchien, Rollen, Titel und Status in der Unternehmens- und Teamkultur sehr wichtig sind,
• wenn Führungskräfte lieber allein entscheiden, als ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrer Meinung zu fragen und sie in Entscheidungen einzubeziehen,
• wenn Misserfolge und Fehler als Versagen gewertet werde und dann schnell Schuldzuweisungen erfolgen (Blame Game),
• wenn Führungskräfte keine abweichende Meinung dulden (Führung nach dem Management-by-Champignon-Prinzip: Wer den Kopf hervorstreckt, wird abrasiert),
• wenn Führungskräfte durch überzogene Forderungen ein Klima von Druck und Angst verbreiten,
• wenn ein zu großes Harmoniestreben herrscht, immer Konsens gesucht wird, Konflikte nicht offen ausgetragen werden (Group-Thinking-Effekte, die Entscheidungen verschlechtern).

Wie kann ich den Stand der Psychologischen Sicherheit in meinem Team ermitteln?

Mit dem folgenden Fragebogen zur Psychologischen Sicherheit können die Teammitglieder ihre Einschätzung abgeben. Mit MS-Forms können Sie aus diesen Fragen eine anonyme Umfrage erstellen und auswerten.

Fragebogen zur Psychologischen Sicherheit im Team nach Goller I, Bessant J (2017):

Wie kann ich als Teamleitung die Psychologische Sicherheit in meinem Team fördern?

Als Führungskraft haben Sie den größten Einfluss auf die Psychologische Sicherheit in Ihrem Team. Sie können diese fördern, indem Sie

·         transparent und partizipativ führen,

·         Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrer Meinung fragen und dann auch wirklich zuhören,

·         in Besprechungen durch geeignete Moderationsmethoden dafür sorgen, dass sich alle einbringen,

·         eine gute Fehlerkultur vorleben und bereit sind, eigene Fehler einzugestehen,

·         konstruktives Streiten im Team üben und fördern,

·         kritisches Denken fördern indem Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auffordern wichtige Entscheidungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und auch kritisch zu hinterfragen,

·         häufig Feedback geben und dieses auch von Ihren Mitarbeitenden einfordern und annehmen.

Fazit:

Viele Studien zeigen, dass Psychologische Sicherheit der wichtigste Faktor für den Teamerfolg ist. Wenn psychologische Sicherheit im Team herrscht, trauen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, offen ihre Meinung zu sagen. Durch eine solche offene und sichere Teamkultur gelingt eine effektive Zusammenarbeit, Entwicklung, Lernen und Innovation werden möglich. Teamentwicklung und die Entwicklung von Teamresilienz sollten daher immer darauf abzielen, die Psychologische Sicherheit im Team zu stärken.

Autorin: Petra Weber

Quellen:

Edmondson, Amy: Die angstfreie Organisation: Wie Sie psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz für mehr Entwicklung, Lernen und Innovation schaffen. Vahlen. 2020

Goller, Ina; Laufer, Tanja: Psychologische Sicherheit in Unternehmen. Wie Hochleistungsteams wirklich funktionieren. Springer Gabler 2018.

Goller I, Bessant J (2017) Creativity for innovation management. Routeledge, Oxon,

What Google Learnd from its Quest to Build the Perfect Team, New York Times Magazin 25.2.2016

Rozovsky j. The five keys to a successful Google team

Goller, Ina; Laufer, Tanja: Psychologische Sicherheit in Unternehmen. Wie Hochleistungsteams wirklich funktionieren. Springer Gabler 2018.